STELLUNGNAHME

zur Verleihung des Kunstpreises 2018 an Walid Raad

Der Verein der Freunde des Ludwig Forums ist kein politischer Verein, sondern ein Kunstverein. Der jeweilige Museumsdirektor hat eine Fachjury gebeten, den Aachener Kunstpreisträger zu wählen. Der Künstler Walid Raad wurde von dieser Fachjury einstimmig im letzten Jahr nominiert und dieses Jahr sollte er den Kunstpreis in Empfang nehmen.

 

Auch wir als Verein bekennen uns zum Existenzrecht Israels und sind gegen jede Form von Antisemitismus. Wir unterscheiden diese Haltungen von dem Recht die derzeitige Politik Israels zu kritisieren. Der Preisträger hat von diesem Recht Gebrauch gemacht. Die Fakten, die Antisemitismus bestätigen würden, sind bisher nicht eingehend recherchiert worden. Die Jury hat in einem Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Aachen auf die internationale Anerkennung des Preisträgers aufmerksam gemacht und seine Freiheit zu künstlerischer Interpretation (s. Anlage). Eine Antwort auf diesen Brief gibt es nicht. Das Werk des Künstlers wurde mit mehreren Einzelausstellungen unter anderem im MoMA New York, im Haus der Kunst München sowie auf der Biennale Venedig und mehrfach auf der Documenta geehrt und ist derzeit in einer großen Retrospektive im Amsterdamer Stedelijk Museum zu sehen, die anschließend in Stockholm im Moderna Museet zu sehen sein wird.

 

Zitat der Jury: „Gerade aufgrund seiner dezidiert politisch-kritischen Haltung gegenüber Machtstrukturen im Allgemeinen, gegenüber der Übergriffigkeit des Kunstmarkts sowie der verbreiteten Bestrebung von zahlreichen politisch fragwürdig agierenden Staaten, mit Kunst und Kultur ein Whitewashing ihrer Agenda zu betreiben, haben wir uns im Juni 2018 einstimmig für die Auszeichnung von Walid Raad mit dem Kunstpreis Aachen ausgesprochen“.

 

Die Stadt Aachen hat sich aufgrund politischer Festlegungen wegen der vermeintlichen Nähe des Künstlers zu BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) von der Verleihung des Preises zurückgezogen. Der Freundeskreis respektiert diese Entscheidung, wenngleich er ihr nicht folgt. Nach ausgiebiger Recherche und eingehender Diskussion hält der Vorstand die Nähe des Künstlers zu BDS für nicht eindeutig erwiesen. Selbstverständlich distanziert sich der Verein von jeglichen Antisemitismus- Aktivitäten und erwarte vom Preisträger diese nicht zu verfolgen.

 

Wir bedauern, dass die Stadt aus der Preisvergabe ausgestiegen ist, aber wir akzeptieren es.

 

Der Verein sucht das Gespräch mit Walid Raad um Korrektheit von politischen Behauptungen zu klären.